Gestaltwandler

25. August 2024 Von hkiefer 0

Artikel in: https://priester-schamane.de/spirituell/metaphysik/

Die Faszination für das Übernatürliche und Unbekannte zieht Menschen seit jeher in ihren Bann. Eine der mysteriösesten und gleichzeitig erschreckendsten Vorstellungen ist die der Gestaltwandlung – die Fähigkeit eines Wesens, seine Form zu verändern und in eine andere Kreatur zu verwandeln. Diese Idee hat in zahlreichen Kulturen, Mythen und Legenden eine zentrale Rolle gespielt und prägt bis heute Literatur, Film und Kunst. Doch was steckt hinter dieser uralten Angst und zugleich Faszination? Der folgende Text geht dieser Frage nach und beleuchtet, wie die Gestaltwandlung von einem prägenden Kindheitserlebnis zur lebenslangen Leidenschaft werden kann. Dabei wird nicht nur die mythologische und kulturelle Bedeutung des Themas untersucht, sondern auch die psychologischen und symbolischen Aspekte, die es bis heute so faszinierend machen.

### Faszination für Gestaltwandler

Eines der Themen, die mich schon lange faszinieren, ist die Gestaltwandlung. Stellen Sie sich Folgendes vor: Ein siebenjähriger Junge schaltet an einem Samstagnachmittag den Fernseher ein und gerät zufällig an einen Film, den er für einen Wissenschaftsfilm hält. In dem Film experimentiert ein Wissenschaftler mit einem Serum, das ihn in einen primitiven Menschen verwandelt, der in einem kannibalistischen Amoklauf umherzieht. Wenn die Wirkung des Serums nachlässt, kehrt er in seinen normalen Zustand zurück. Doch er wird süchtig nach dem Serum, was Chaos und Zerstörung zur Folge hat. Er greift seine Familie und seine Wissenschaftskollegen an, bis er tödlich verwundet wird und sich im Moment seines Todes wieder in einen Menschen zurückverwandelt. Der Abspann läuft, und der siebenjährige Junge kann sich nicht vom Bildschirm losreißen. Was folgt, sind Alpträume über Monster, die an den Fenstern kratzen und unter dem Bett lauern. Die Nacht bringt keine Ruhe, sondern nur schreckliche Visionen. Trotz dieser Angst hat er mit der Zeit gelernt, Monster in gewisser Weise zu schätzen, bevorzugt jedoch jene, die bereits in ihrer ursprünglichen Form mit Fell oder Schuppen erscheinen.

Die Suche nach den Wurzeln der Gestaltwandlung

So begann meine lange Faszination für das Thema Gestaltwandlung. Diese Faszination führte mich auf viele interessante Wege – von der griechischen Mythologie bis hin zu juristischen Dokumenten aus Europa im 18. Jahrhundert. Ich habe Höhlenmalereien studiert und Legenden aus aller Welt gelesen, von Indonesien über Indien und Sibirien bis nach Amerika. Es ist ein gemeinsames Thema, das in fast allen Kulturen vorkommt. Ich habe sogar Menschen beobachtet, die in Trance das Verhalten und die äußerlichen Merkmale (wenngleich nicht Fell, aber doch die Haltung) verschiedener Kreaturen angenommen haben. Es ist wirklich faszinierend.

Die Psychologie der Gestaltwandlung

Was steckt dahinter? Gibt es einen Teil in uns, der tief in unserem Inneren verankert ist und nur darauf wartet, hervorzubrechen? Zeigt sich dieser Teil nur in Albträumen oder im abweichenden Verhalten? (Sie wissen schon, das Essen der Nachbarn usw.) Filme stellen Werwölfe in der Regel als Wesen dar, die im Widerspruch zu ihrer eigenen Natur stehen oder passiv dem Geschehen folgen. Es wird oft als Fluch dargestellt. Doch ich frage mich, ob wir durch die Zivilisation und die Entwicklung der Landwirtschaft diesen Teil unserer Psyche begraben und uns eine künstliche Fassade aufgesetzt haben.

Moderne Interpretationen und persönliche Vorlieben

Mit den Jahren habe ich mich tiefer mit den Werken von Lon Chaney und anderen Neuinterpretationen der alten Geschichten beschäftigt. Meine Favoriten der letzten Jahre (wenn man 30 Jahre als solche zählt) sind drei Filme: *“An American Werewolf in London,“* *“A Company of Wolves,“* und der französische Film *“Der Pakt der Wölfe.“* Alle betrachten den Mythos aus unterschiedlichen Blickwinkeln, doch *“A Company of Wolves“* bleibt mein Favorit, obwohl ich auch die anderen beiden Filme in vollen Zügen genieße und tiefe Bedeutungen darin finde.

Traumwelt und Realität

Was passiert in der Traumwelt? Welche Urängste oder Wünsche erwecken wir in unseren Träumen, nur um sie beim Erwachen wieder zu verdrängen? Wo leben wir wirklich – hier in der Realität oder in unseren Träumen? Diese Fragen beschäftigen mich immer wieder, wenn ich über die tiefere Bedeutung von Gestaltwandlung nachdenke.

Jesus ein Gestaltwandler?

Die Idee, dass die Jünger Jesus nach seiner Auferstehung nicht sofort erkannten, könnte in einem weit gefassten Sinne mit dem Konzept der Gestaltwandlung in Verbindung gebracht werden, jedoch gibt es einige wichtige Unterschiede, die beachtet werden sollten.

Biblischer Kontext

Veränderung durch Auferstehung:

In den Evangelien gibt es mehrere Berichte, in denen die Jünger Jesus nach seiner Auferstehung nicht sofort erkennen. Dies geschieht zum Beispiel im Lukasevangelium (24:13-35) auf dem Weg nach Emmaus, wo Jesus zwei Jüngern begegnet, die ihn erst später an seinen Worten erkennen. Diese Erzählungen könnten andeuten, dass Jesus in einem verklärten oder transformierten Zustand war, der es seinen Jüngern schwer machte, ihn sofort zu identifizieren.

1. Geistliche Deutung:

Theologisch gesehen wird diese Veränderung oft als ein Hinweis auf die Verwandlung von Jesu irdischem Körper zu einem verherrlichten Auferstehungskörper interpretiert. Dies bedeutet, dass sein Körper nicht einfach derselbe war, der am Kreuz starb, sondern ein transformierter, geistiger Körper.

2. Vergleich mit Gestaltwandlung

Unterschiede:

Traditionelle Gestaltwandler in Mythen und Folklore, wie Werwölfe oder andere Wesen, wechseln ihre Form willentlich oder durch einen Fluch und nehmen physisch andere Gestalten an, um ihre Natur zu verbergen oder ihre Macht zu steigern. In diesen Geschichten handelt es sich meist um eine äußere Verwandlung, die mit inneren Veränderungen oder Konflikten verbunden ist.
– **Jesus‘ Verwandlung**: Bei Jesus handelt es sich jedoch nicht um eine solche bewusste oder magische Veränderung. Vielmehr wird seine Verwandlung als Teil des göttlichen Geheimnisses der Auferstehung und der Erneuerung des Lebens betrachtet. Sein veränderter Zustand nach der Auferstehung wird als Ausdruck seiner Göttlichkeit und seines Sieges über den Tod interpretiert, nicht als eine Form von Gestaltwandlung, wie sie in mythologischen Erzählungen verstanden wird.

3. Symbolischer Vergleich

Verwandlung als Metapher:

Obwohl die Idee der Verwandlung Jesu nach der Auferstehung nicht direkt mit dem Konzept der Gestaltwandlung vergleichbar ist, kann man in einem symbolischen Sinne sagen, dass beide Konzepte eine Art Veränderung und Transformation darstellen. Jesus‘ veränderter Körper könnte als symbolisch für eine tiefere, spirituelle Wahrheit gesehen werden, ähnlich wie Gestaltwandler in Mythen oft symbolische Rollen in Bezug auf Veränderung und Identität spielen.

Verändertes Aussehen von Jesus

In einem engen Sinne ist es schwierig, Jesus‘ verändertes Erscheinungsbild nach der Auferstehung als klassische Gestaltwandlung zu bezeichnen, da die theologischen und spirituellen Bedeutungen seiner Verwandlung sich stark von den mythologischen Erzählungen über Gestaltwandler unterscheiden. Allerdings kann man in einem weiteren, symbolischen Sinne Parallelen ziehen, indem man beide als Ausdruck von Transformation und Veränderung betrachtet.

Informationen über Gestaltwandler

Es gibt viele weitere Informationen über Gestaltwandler, die in verschiedenen kulturellen, mythologischen und literarischen Kontexten betrachtet werden können. Hier ist ein Überblick:

1. **Mythologie und Folklore**
– **Werwölfe**: Eine der bekanntesten Formen von Gestaltwandlern sind Werwölfe. In der europäischen Folklore verwandelt sich ein Mensch in einen Wolf, oft bei Vollmond. Diese Transformation wird oft als Fluch betrachtet und ist mit Brutalität und unkontrollierbarer Wildheit verbunden.
– **Skinwalker (Navajo-Kultur)**: In der Mythologie der Navajo ist ein Skinwalker ein böser Schamane, der sich in ein Tier verwandeln kann, um seine dunklen Ziele zu verfolgen. Die Gestaltwandlung wird hier als ein Zeichen von böser Macht und Tabu betrachtet.
– **Kitsune (japanische Folklore)**: Kitsune sind Fuchsgeister, die in der japanischen Mythologie vorkommen. Sie können sich in Menschen verwandeln, oft in schöne Frauen, und sind für ihre Intelligenz und List bekannt. Diese Wesen werden sowohl als wohlwollend als auch als bösartig dargestellt.

2. **Literatur und Popkultur**
– **Klassische Literatur**: Werke wie Ovids *Metamorphosen* beschäftigen sich intensiv mit dem Thema der Verwandlung. Diese Sammlung von Mythen enthält zahlreiche Geschichten über Götter und Menschen, die ihre Gestalt ändern.
– **Moderne Literatur und Filme**: Gestaltwandler erscheinen in vielen modernen Werken, wie beispielsweise in der „Harry Potter“-Serie, in der Gestaltwandler wie Professor McGonagall als Animagi beschrieben werden, die sich nach Belieben in Tiere verwandeln können. Filme wie „An American Werewolf in London“ oder „Der Pakt der Wölfe“ greifen das Thema ebenfalls auf.

3. **Psychologische Interpretation**
– **Symbolismus**: In der Psychologie kann die Gestaltwandlung als Symbol für die Veränderung des Selbst oder für innere Konflikte verstanden werden. Carl Gustav Jung hat beispielsweise das Konzept des „Schattens“ entwickelt, das dunkle, unbewusste Aspekte des Selbst umfasst, die oft durch Figuren wie Werwölfe dargestellt werden.
– **Traumdeutung**: Gestaltwandler in Träumen können auf unterdrückte Ängste oder Wünsche hinweisen. Die Verwandlung kann symbolisieren, wie sich jemand in verschiedenen sozialen oder emotionalen Situationen anpasst oder maskiert.

4. **Wissenschaftliche und kulturelle Perspektiven**
– **Anthropologie**: Gestaltwandlung kann auch aus anthropologischer Sicht betrachtet werden, insbesondere in Bezug auf Schamanismus und spirituelle Rituale, in denen Menschen glauben, sich in Tiere zu verwandeln, um bestimmte spirituelle Erfahrungen zu machen.
– **Medizinische Zustände**: Es gibt seltene psychologische Störungen, wie die Lykanthropie, bei denen Menschen glauben, sich in Tiere zu verwandeln.

5. **Moderne Interpretation**
– **Medien und Spiele**: In der modernen Popkultur, insbesondere in Videospielen und Fantasy-Rollenspielen, sind Gestaltwandler beliebte Charaktertypen. Diese Wesen können sich oft in mächtige Kreaturen verwandeln und werden sowohl als Helden als auch als Schurken dargestellt.

Zusammenfassung
Gestaltwandler sind tief in der menschlichen Kultur verwurzelt und finden sich in vielen Formen in Mythen, Literatur, Kunst und Psychologie wieder. Sie symbolisieren nicht nur die Angst vor dem Unbekannten und Unkontrollierbaren, sondern auch die faszinierende Möglichkeit der Transformation und Selbstveränderung. Ihre Darstellung variiert von Kultur zu Kultur, bleibt aber stets ein kraftvolles Symbol für die menschliche Erfahrung.