So praktiziert man Achtsamkeit in anderen Kulturen und Religionen
25. April 2023Ich möchte heute etwas über Achtsamkeit mitteilen und wie sie in verschiedenen Kulturen und Religionen praktiziert wird. Während in der westlichen Welt die Vermittlung von Achtsamkeit durch Kurse und Bücher zunimmt, ist Achtsamkeit als Philosophie und Lebenshaltung in fast allen Kulturen und Religionen verbreitet. Zusammen können wir eine achtsame Reise durch verschiedene Länder, Kulturen und Religionen unternehmen.
Ein Hörer namens Danny hat mich gefragt, wie verbreitet Achtsamkeit in anderen Teilen der Welt ist. Es gibt bislang keine zusammenfassende Studie dazu, also habe ich selbst recherchiert und mit Diane eine ganze Sendung dem spannenden Thema gewidmet. Eines ist sicher: Es gibt kein einheitliches Konzept von Achtsamkeit.
Ich habe mich zunächst gefragt, in welchen Ländern das sogenannte „Mindfulness Based Stress Reduction“ (MBSR) praktiziert wird. MBSR ist ein achtwöchiges, auf Forschung basierendes Gruppenprogramm zur Schulung von Achtsamkeit mit dem Ziel, Stress zu reduzieren, den Umgang mit chronischen Schmerzen zu erlernen und Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren.
In asiatischen Ländern gibt es wenige MBSR-Lernende, was verständlich ist, da in Ländern wie Thailand, China oder Vietnam der Buddhismus weit verbreitet ist und Achtsamkeit zum Beispiel in Tempeln geübt wird. MBSR wird hauptsächlich in westlichen Ländern praktiziert, vor allem in den USA, den Niederlanden, der Türkei, England, Irland, Deutschland und Frankreich. In Deutschland wurden allein im Jahr 2020 2.429 MBSR-Kurse angeboten.
Als Priester-Schamane sehe ich, dass Achtsamkeit nicht nur in der westlichen Welt populär ist, sondern auch in verschiedenen Kulturen und Religionen praktiziert wird. Meister Eckhart, ein bekannter deutscher Dominikaner und Theologe des späten Mittelalters, betonte die Wichtigkeit eines selbstbestimmten Lebens im Vertrauen auf Gott und die Möglichkeit, religiösen Vorstellungen in einer Haltung der Gelassenheit zu begegnen. Seine Worte zeigen, dass Achtsamkeit im christlichen Kontext eine lange Geschichte hat.
Eine weitere Tradition, die wir in dieser Folge betrachten, ist die des Sufismus im Islam. Die alten Schriften des Sufismus legen den Fokus darauf, wie wir achtsam mit unseren Gedanken umgehen können. In einigen Sufi-Traditionen spielt auch meditative Musik und Tanz eine wichtige Rolle, um in einen meditativen Zustand zu gelangen und Gott näher zu kommen. Als Meditationslehrer erkenne ich, dass Achtsamkeit in vielen verschiedenen Formen existiert und dass es wertvoll ist, die verschiedenen Traditionen zu erforschen und von ihnen zu lernen.
MBSR, oder Stressbewältigung durch Achtsamkeit nach Kabat-Zinn, ist ein achtwöchiges Programm zur Schulung von Achtsamkeit, das auf zahlreichen Studien basiert und sich darauf konzentriert, Stress zu reduzieren, den Umgang mit chronischen Schmerzen zu lernen und Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren. Jon Kabat-Zinn gründete die Mindfulness-Based-Stress-Reduction-Clinic am Medical Center der University of Massachusetts, um den Menschen zu helfen, die mit Stress, Hektik und Lärm kämpfen. Wenn ihr zu viel grübelt und unter euren Gedanken leidet, dann kann MBCT, die Mindfulness-Based Cognitive Therapy, die explizit für die Anwendung bei Depressionen entwickelt wurde, eine Option sein. In Sachen Selbstmitgefühl gibt es MSC, Mindful Self-Compassion oder achtsames Selbstmitgefühl, das von Christoph Germer und Kristin Neff entwickelt wurde. Mitgefühl ist die Empfindsamkeit für den Schmerz und das Leid gegenüber einer anderen Person, während Selbstmitgefühl bedeutet, dieses Mitgefühl uns selbst entgegenzubringen.
Buddhismus – Die Wurzel der Achtsamkeit
Obwohl Achtsamkeit auch im Westen bekannt ist, basieren die meisten therapeutischen Achtsamkeitsprogramme auf buddhistischen Lehren. Der Buddhismus ist mehr als nur eine Religion – er ist auch eine Philosophie, die Geistesschulung und psychologische Elemente beinhaltet. Für Main Huong und Diane ist es faszinierend, dass vor 2500 Jahren jemand gesagt hat, wie man sich von Leid befreien kann. Das ist reine Psychologie! Aber Meditation ist nicht nur eine Praxis für sich, sondern kann dazu beitragen, die Welt aktiv zu gestalten. Engagierter Buddhismus nutzt die Erkenntnisse aus der Meditationspraxis und den Dharma-Lehren, um soziale, politische und ökologische Situationen zu verbessern.