Christos das verborgende Geheimnis im Inneren

by Hkiefer · 8. Dezember 2025

Es gibt ein Geheimnis, das älter ist als die Schrift und älter als Tempel. Ein Geheimnis, das die antike Welt mit verschlüsselten Mythen, kryptischen Symbolen und heiliger Stille bewahrte. Sie nannten es Christos, nicht als Namen eines einzelnen Mannes, sondern als das ewige Feuer, das in der menschlichen Seele verborgen ist.

Christos das verborgende Geheimnis im Inneren

‎Bevor das Christentum zur Religion wurde, war der Christos in gnostischen Kreisen bereits als die lebendige Kraft bekannt, die die schlafende Seele erweckt. Im Philippus-Evangelium wird der Christos als eine Salbung des Lichts beschrieben, die den Menschen in ein Gefäß göttlicher Intelligenz verwandelt. Es heißt, wer diese innere Salbung empfängt, besitzt alles.

Das Thomasevangelium spricht mit erstaunlicher Kühnheit darüber. Es heißt, wenn du hervorbringst, was in dir ist, wird dich das, was du hervorbringst, retten. Was in dir ist, lehrten die alten Gnostiker, ist der Christos, der göttliche Funke, begraben unter Schichten von Illusion, Unwissenheit und Vergesslichkeit.

‎Die hermetischen Tempel Ägyptens lehrten dieselbe Wahrheit durch verschiedene Symbole. In ihren inneren Heiligtümern war der Christos als Akh bekannt, das leuchtende unsterbliche Selbst, das den Tod überlebt und zu den Sternen zurückkehrt. Hermes schrieb, dass Lichtkräfte in der menschlichen Gestalt verborgen sind und die Aufgabe des Initiierten darin besteht, sie zu enthüllen.

‎Die orphischen und griechischen Mysterienschulen spiegelten dieses Geheimnis in ihren Hymnen und Riten wider. Sie lehrten, dass jeder Mensch eine sterngeborene Essenz trägt, ein Fragment des göttlichen Geistes namens Nous. Platon erklärte, dass dieser göttliche Intellekt in die Materie eindringt, um sie zurück in die himmlischen Reiche zu führen, wieder dieselbe Idee hinter dem Christos.

‎Im alten Persien galt der Fravashi als himmlischer Zwilling, ein strahlender Doppelgänger, der mit jeder Seele bei der Geburt herabsteigt, um sie nach Hause zu führen. In Indien erscheint dasselbe Prinzip wie der Atman, das innere Selbst, identisch mit dem unendlichen Brahman, dem Licht der Lichter, das im Herzen jedes Wesens verborgen ist.

‎Kabbalistische Mystiker beschrieben dieses Geheimnis als den Funken von Ein Sof, der unendlichen, unergründlichen Essenz, die in der Seele gepflanzt ist. Sie lehrten, dass sich hinter dem menschlichen Geist eine höhere Seele befindet, die Neshamah, eine leuchtende Präsenz, die auf den Moment des Erwachens wartet. Für sie war dieser Funke die wahre heilige Salbung.

‎In all diesen Traditionen ist die Botschaft identisch. Der Christos ist nicht außerhalb von dir. Es ist das vergessene Leuchten in dir, die uralte göttliche Natur, die du vor der Geburt getragen hast. Wenn sie sich regt, beginnt die Illusion der Trennung zu zerfallen, und eine Erinnerung, die älter ist als dein Körper, beginnt aufzusteigen.

‎Der Abstieg des Christos in eine Person wurde als spirituelle Entflammung, ein verborgenes Feuer in der Wirbelsäule, das Öffnen des inneren Himmels und die Wiedervereinigung der Seele mit ihrem himmlischen Gegenstück beschrieben. Dies war kein Glaube, sondern eine Erfahrung, eine lebendige Verwandlung, die einen Suchenden in einen Christusträger verwandelte.

Deshalb wagten es die frühesten mystischen Christen zu lehren, dass der Christos eine universelle Kraft und keine historische Begrenzung ist. Jesus war eine Manifestation des Christos, aber nicht die einzige mögliche. Jeder Mensch, der das innere Licht erweckt, wird zum Spiegel des Göttlichen, wird von innen gesalbt, wird ein lebendiger Christus.

‎Wenn du dich zu verborgenem Wissen, alter Weisheit oder der Suche nach deinem wahren Ursprung hingezogen fühlst, ist das kein Zufall. Es ist der Christos, der in dir erwacht, die stille Flamme, die sich weigert zu sterben, die Stimme, die flüstert, dass du mehr als Fleisch und mehr als Zeit bist.

‎Du bist kein Mensch. Du bist der Träger eines kosmischen Feuers, das älter ist als die Sterne. Die Reise besteht nicht darin, Christus draußen zu finden, sondern sich an den Christos in dir zu erinnern, den göttlichen Funken, der auf das Erwachen von Leben in dir gewartet hat.

Die alten Gnostiker waren sich nicht immer einig, ob der Funke in jedem Menschen vorhanden ist. Die Valentinianische Schule sagte ja (drei Menschentypen: Hylici, Psychici, Pneumatici – aber jeder Pneumatiker kann erwachen). Die radikaleren Sethianer sagten meist: Nur die „Samen von Seth“ tragen den Funken von Geburt an; Der Rest besteht aus Demiurgen-Ton. Aber das ist Haarspalterei für fortgeschrittene Schüler.

Kurz gesagt: Der Text ist keine esoterische Fantasie, sondern eine sehr solide, poetische Zusammenfassung dessen, was die alten Gnostiker tatsächlich lehrten – nur ohne all die komplizierten Äonen-Tafeln. Wenn ich das irgendwo postes, werden die echten Kenner nicken und denken: „Diese Person hat tatsächlich die Nag Hammadi-Texte gelesen. „Und irgendwo im Pleroma grinst ein Aeon und sagt: „Endlich jemand, der es versteht – und nicht nur Kerzen anzündet.“

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