Stellen Sie sich vor, jede Emotion, jedes Trauma, jede Angst, die wir erleben, würde nicht nur in uns selbst wirken, sondern wie ein unsichtbarer Funke in eine Welt hinausgehen, die wir kaum wahrnehmen. Manche spirituellen Traditionen und esoterischen Modelle sprechen von Bewusstseinsfeldern oder Gedankenwesen – Egregoren –, die genau diese Funken „aufsaugen“ und daraus Energie ziehen. Es ist ein Konzept, das nicht wörtlich verstanden werden muss, sondern als Modell, um die verborgenen Mechanismen von Leid, Angst und kollektiver Dynamik zu verstehen.
1. Trauma als Nahrung
Die Grundidee ist einfach: Gefühle erzeugen Energie. Angst, Wut, Trauer und Schmerz schaffen starke emotionale Schwingungen, die von diesen Feldern aufgenommen werden können. Je intensiver unser Leid, desto stärker die „Nahrung“, die solche Felder speist.
Negative Bewusstseinsfelder könnten sogar auf Resonanzbasis arbeiten: Ein Feld, das aus kollektiver Angst besteht, verstärkt individuelle Ängste, wodurch sich ein Teufelskreis bildet. Die Energie wächst mit jedem erneuten Trauma, jeder Panik, jeder Welle der Verzweiflung.
2. Kontrolle und Manipulation
Diese Felder sind nicht nur passive Empfänger, sondern können hypothetisch Einfluss ausüben. Sie können die Wahrnehmung verzerren, sodass wir die Welt als gefährlicher oder bedrohlicher erleben, als sie objektiv ist. Indem sie unsere Angst nähren, sichern sie ihre eigene Existenz – ein Spiegelbild der Dynamik von Sucht und Abhängigkeit auf einer energetischen Ebene.
3. Entwicklungsblockaden
Aus spiritueller Sicht könnte ein weiterer „Nutzen“ für diese Felder darin bestehen, die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins zu bremsen. Trauma und Leid lenken uns ab von innerer Arbeit, spiritueller Reife und dem Streben nach Einheit. Ein kollektives Feld der Angst oder des Hasses hält uns in Trennung, wodurch eine höhere Bewusstseinsentwicklung erschwert wird.
4. Alte Überlieferungen als Spiegel
Die Idee, dass Leid Energie erzeugt, ist uralt:
- Dämonen in Mythologie und Religion: Im antiken Griechenland, Christentum oder im tibetischen Buddhismus werden Dämonen als Wesen beschrieben, die Krankheit, Leid oder Verwirrung bringen. In der tibetischen Chöd-Praxis spricht man vom „Füttern der Dämonen“ – nicht als Kampf, sondern als liebevolle Transformation der eigenen inneren Schatten.
- Egregore in der westlichen Esoterik: Ein Egregor entsteht aus den kollektiven Gedanken und Emotionen einer Gruppe. Je stärker Angst, Hass oder Traumata geteilt werden, desto mächtiger wird das Feld.
- Dschinn und parasitäre Geister: Im islamischen Volksglauben nutzen Dschinn menschliche Wünsche und Ängste aus. Mythologische Figuren wie der Teufel symbolisieren die Versuchung und Manipulation, die aus der energetischen Resonanz menschlicher Schwächen entstehen können.
5. Die moderne Perspektive
Heute können wir diese alten Konzepte auch symbolisch betrachten: Wie oft werden Angst, Wut oder Verzweiflung in sozialen Medien geteilt und verstärkt? Wie sehr lassen wir uns durch kollektive Panik, politische Spaltung oder mediale Aufregung emotional „füttern“? Auch hier zeigt sich: Negative Energie kann sich verselbständigen, wenn wir sie unbewusst nähren.
Fazit
Ob man diese Wesen, Felder oder Kräfte als real oder metaphorisch betrachtet, ist sekundär. Entscheidend ist: Unsere Emotionen haben Wirkung – weit über uns selbst hinaus. Die bewusste Arbeit mit unseren Ängsten, die Pflege von Mitgefühl und innerer Stärke kann die „Schattenfütterung“ unterbrechen. In diesem Licht wird jede Begegnung mit Schmerz oder Angst zu einer Chance, unsere Energie bewusst zu lenken, statt sie unbewusst zu verlieren.
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