Offenbarung die Zahl 666

by Hkiefer · 6. Juli 2025

đŸ”„ Die Zahl 666 und das RĂ€tsel der Offenbarung – Ein anderer Blick auf das Tier

Seit Jahrhunderten fasziniert die Zahl 666 aus der Offenbarung des Johannes (Offb 13,18) GlĂ€ubige, Theologen und Forscher gleichermaßen. Viele sahen darin einen geheimen Code, eine apokalyptische Warnung oder eine verschlĂŒsselte Anklage gegen das Römische Reich. Doch kaum jemand hat diese Zahl so originell und historisch fundiert entschlĂŒsselt wie Josef Schmidt, katholischer Theologe und Bibelwissenschaftler aus Bonn.


Siehe auch: Biblische Offenbarung Endzeit


🧼 1. Ein neuer SchlĂŒssel: Lateinische Gematrie statt HebrĂ€isch

Traditionell wurde die 666 hebrÀisch gedeutet, etwa als Hinweis auf Nero (Nrwn Qsr). Schmidt kritisiert das:

  • Warum sollte ein griechischsprachiger Adressatenkreis ein hebrĂ€isches ZahlenrĂ€tsel verstehen?
  • Zudem: Die gĂ€ngige Deutung braucht zwei Namen (Kaiser + Titel), obwohl der Text nur von einem Namen spricht.

Seine Lösung: Römisches Zahlensystem (Gematrie)!

Die römische Zahl DCLXVI = 666 lĂ€sst sich in einem symbolischen Umwandlungsprozess zur Buchstabenfolge CLAVDIV rekonstruieren – also zum Namen Claudius, römischer Kaiser von 41–54 n. Chr.


đŸȘ™ 2. Die MĂŒnzen sprechen: Blasphemie in Silber

Claudius wurde nach seinem Tod von Nero vergöttlicht. Das zeigt sich u. a. auf kappadozischen MĂŒnzen mit der Inschrift:

DIVI CLAVDI (des vergöttlichten Claudius)

Offenbarung 666 MĂŒnzen

Diese MĂŒnzen trugen lateinische Umschriften, obwohl sie in griechischem Gebiet umliefen. Schmidt zeigt:

  • Die Kennzeichen auf Stirn und Hand (Offb 13,16) entsprechen VI = 6 + 1, die Anfangsbuchstaben von DIVI.
  • Damit wird auch die Warnung „Niemand kann kaufen oder verkaufen ohne das Zeichen“ (Offb 13,17) verstĂ€ndlich: Wer diese MĂŒnzen ablehnte, war vom römischen Wirtschaftsleben ausgeschlossen.

🐉 3. Drei apokalyptische Gestalten – Drei historische Figuren

Schmidt ordnet die apokalyptischen Wesen konkret zu:

Apokalyptisches SymbolHistorische Figur
Erstes TierClaudius
Zweites TierNero
DracheHerodes Agrippa I.
  • Herodes Agrippa half nach Caligulas Tod Claudius auf den Thron → Er ist der „Drache, der dem Tier Macht verleiht“.
  • Nero propagierte seinen vergöttlichten VorgĂ€nger → Er ist das „zweite Tier, das ein Bild fĂŒr das erste errichten lĂ€sst“.
  • Die Verehrung des Claudius ĂŒber MĂŒnzen erscheint Johannes als blasphemischer Kaiserkult – und damit als das wahre „Tier mit dem Namen der LĂ€sterung“.

🧠 4. Der Seher als Chronist: Apokalypse als Zeitkommentar

Die Offenbarung ist fĂŒr Schmidt kein visionĂ€rer Zukunftsentwurf, sondern eine zeitgeschichtliche Analyse – verpackt in symbolische Sprache.

  • Die tödliche Wunde des Tieres bezieht sich auf Caligulas Ermordung.
  • Die Heilung symbolisiert Claudius’ ĂŒberraschende Inthronisierung.
  • Die Anbetung des Tieres ist politische Propaganda auf MĂŒnzen.
  • Das Zeichen auf der Stirn entspricht numismatischen PrĂ€gungen.

✹ Fazit: Eine apokalyptische Satire auf Rom

Josef Schmidts Interpretation der 666 ist mehr als nur ein neues ZahlenrĂ€tsel – sie ist eine subversive Lesart der Offenbarung:

Johannes denunziert das römische Kaisertum – besonders den Claudianischen Kult – als göttlich verbrĂ€mte Machtanmaßung.
Er tut das nicht offen, sondern codiert, weil seine Kritik gefÀhrlich war.

Schmidts Beitrag ist somit eine Einladung, biblische Texte nicht nur mystisch, sondern auch politisch-historisch zu lesen – mit einem wachen Blick fĂŒr das, was sich hinter Symbolen verbirgt.


Josef Schmidt CSsR wurde am 27. Januar 1949 in Körprich geboren und war zuletzt Professor fĂŒr neutestamentliche Exegese an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin.

Das Dokument von Josef Schmidt mit dem Titel „Die RĂ€tselzahl 666 in Offb 13,18: Ein Lösungsversuch auf der Basis lateinischer Gematrie“ auf den sich mein Beitrag bezieht, bietet einen faszinierenden und originellen Deutungsansatz zur Zahl 666 in der Offenbarung des Johannes – und geht dabei ungewöhnliche Wege. Hier ist eine strukturierte Übersicht der wichtigsten Erkenntnisse und Thesen:


🔱 1. Lateinische statt hebrĂ€ischer Gematrie

  • Statt wie ĂŒblich die Zahl 666 mit hebrĂ€ischer Gematrie (z. B. „Neron Kaiser“) zu entschlĂŒsseln, schlĂ€gt Schmidt eine Lösung ĂŒber römische Zahlzeichen (DCLXVI) vor.
  • Er zeigt, dass die Zahl kreativ umgewandelt den Namen CLAUDIUS ergeben kann:
  • DCLXVI → CLXDIV → CLAVDIV → Claudius
  • Dabei interpretiert er z. B. das X als zwei „V“ (5 + 5) und kombiniert es symbolisch zu einem „A“ + „V“.

đŸȘ™ 2. Numismatischer Hintergrund

  • Josef Schmidt stĂŒtzt seine These auf historische MĂŒnzen, insbesondere:
  • Kappadozische PrĂ€gungen mit der Aufschrift DIVI CLAUDI („vergöttlichter Claudius“) unter Kaiser Nero.
  • Diese MĂŒnzen verbinden Claudius mit göttlicher Verehrung – was fĂŒr Johannes Blasphemie bedeutete.
  • Die Kennzeichen auf Stirn und Hand (Offb 13,16–17) deutet Schmidt ebenfalls als Bezug zu diesen MĂŒnzlegenden.

👑 3. Die drei apokalyptischen Figuren

Schmidt ordnet den Figuren aus Offenbarung 13 konkrete historische Personen zu:

Apokalyptische FigurHistorische Person
Erstes TierClaudius
Zweites TierNero
DracheHerodes Agrippa I.
  • Der „Drache“ gibt dem Tier seine Macht: Agrippa verhalf Claudius tatsĂ€chlich nach Caligulas Tod auf den Thron.
  • Das zweite Tier (Nero) sorgt spĂ€ter fĂŒr die Verehrung des ersten Tiers (Claudius) – politisch wie propagandistisch.

đŸ§© 4. Symbolische Interpretationen

  • Schmidt identifiziert Details der Offenbarung (z. B. „zehn Diademe“, „Löwenmaul“, „Hörner wie ein Lamm“) mit kaiserlichen Symbolen oder den Anfangsbuchstaben im Namen CLAUDIUS.
  • So wird C – L – A als „Löwenmaul, Löwe, BĂ€r“ entschlĂŒsselt – ein Versuch, Vision und Wirklichkeit zu verbinden.

🌍 5. Apokalypse als Zeitgeschichte

  • Josef Schmidt interpretiert die Visionen nicht als abstrakte Prophetie, sondern als verschlĂŒsselte Kommentare zu zeitgeschichtlichen Ereignissen:
  • Kaiserwechsel, MĂŒnzprĂ€gung, Christenverfolgung unter Agrippa,
  • und die Instrumentalisierung des Kaiserkults durch Nero.

🧠 Gesamtfazit

Schmidt bietet einen originellen Deutungsversuch, der:

  • historisch tief recherchiert ist (z. B. MĂŒnzen, Quellen),
  • symbolisch kreativ argumentiert,
  • und deutlich macht: Die Offenbarung war ein zeitkritisches Werk, das römische Machtstrukturen mit apokalyptischem Vokabular entlarvte.

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